Soul kitchen

Wer mich etwas besser kennt, weiß um meinen Hang, gern und oft Liebeserklärungen an Gott und die Welt zu machen: Ob an alle, die noch an die wahre Liebe glauben, an Schokolade oder ans Meer – in Liebesdingen bin ich wirklich ausgesprochen großzügig. Heute möchte ich meine Liebe einem meiner absoluten Lieblingsplätze aussprechen, dem Herzstück jeder Wohnung, der Ort, an dem Teller fliegen, Gläser klirren, große Liebesgeschichten nicht selten beginnen und so manches Geheimnis auf den Tisch kommt. Wir sprechen also von der Küche, ihr Lieben.

küchenliebe

So weit ich mich auch zurückerinnere, hat die Küche als sozialer Ort für mich immer eine große Bedeutung gehabt. Denn im Gegensatz zu meinem eigenen Kinderzimmer kam es in der Küche zwangsläufig zu Begegnungen, man aß, trank, stritt, lachte, ärgerte, freute, neckte, liebte, beschuldigte, versöhnte sich – in der Küche. Was früher der Familienrat tat, verschob sich im Laufe des Jahres auf den eigenen Freundeskreis. Wem es richtig dreckig ging, konnte ungeniert zum Weltschmerz – Themenabend in die eigene Küche einladen und bei viel Wodka, Bolognese und Eis von seinem Leid erzählen. Umgekehrt wurden häufig am gleichen Küchentisch auch frohe Nachrichten verkündet, die dann glückstrunken begossen wurden. Nicht umsonst finden die besten Partys schließlich in der Küche statt, nicht wahr? Wir schmiedeten Pläne, wie wir XY zurück bekommen oder überhaupt erstmal kennenlernen sollten, wir lernten mit viel zu viel Kaffee für Prüfungen am Tisch, träumten bei außergewöhnlichen Rezepten von Weltreisen und taten vor allem eins: Zusammen sein. Dem besonderen Gefühl, sich zwischen Ofen, Stuhlbein und Geschirr so aufgehoben zu fühlen, haben übrigens die Herren von The Doors ein musikalisches Denkmal gesetzt:

Dabei ist es meistens nebensächlich, was tatsächlich auf den Teller kommt. Natürlich, gute Zutaten, leckere Mahlzeiten und ein köstlicher Wein dazu sind nicht die schlechtesten Gäste, aber ich mochte auch schon immer die spontanen Küchensessions, die mit Fertigpizzen und Dosenbier bestritten und mit Kerzenlicht, ehrlichen Gesprächen, guter Musik und glänzenden Augen veredelt wurden. Mich haben noch nie die Leute beeindruckt, die aus erstklassigen Zutaten großartige Menüs komponieren konnten, sondern diejenigen, die durch Aufmerksamkeit, Kreativität und Freiheit aus wenig viel machen können. Denn wie hat es irgendein kluger Kopf mal sehr treffend formuliert: Essen ist Bedürfnis, Genießen eine Kunst. Das gilt wohl für die Küche wie auch anderswo.

Kommen wir abschließend zu den beiden großen K’s, um die es am Ende doch immer wieder geht: Küssen und Küche. Das beides zusammen hervorragend geht, ist wohl den meistens von uns bekannt. Das hinter der Frage “Kommst du noch auf einen Kaffee mit rauf?” meistens mehr als ein simples Kaffeeangebot steht auch. Doch auch für die Schüchternen unter uns besitzt die Küche großes Datingpotenzial, wie es Olli Schulz sehr charmant in “Küss mich bevor du platzt” beschreibt: Immer wenn wir küssen ist es wunderschön
doch sofort danach musst du zum Kühlschrank gehen
Verlegen bleibst du stehen und sagst ich mach uns noch was warm
Ich sag das kann ich selber mit dir in meinem Arm
Küss mich schnell bevor du platz
Deine letzte Chance, mein Schatz

In dem Sinne: Kocht schön, küsst ausgiebig und erlebt wunderbare Momente am Küchentisch.

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